Die ersten Schritte zur Eroberung der Luft unternahm der Luftfahrtpionier Carl Zenker bereits von 1873 bis 1900. Er experimentierte mit abenteuerlichen Drehflüglern, ohne allerdings jemals vom Boden abzuheben. Mehr Erfolg hatten ab 1906 Henrich Focke und seine Freunde beim Bau von einfachen Gleitern und Motorflugzeugen.
1910 erlangten sie vom Kommandeur des Infanterieregiments 75 eine Erlaubnis zur Errichtung eines Unterstandes für ihre Fluggeräte auf dem Exerzierplatz Neuenlander Feld. Noch im selben Jahr gesellten sich die ersten Schuppen des gerade gegründeten Bremer Vereins für Luftschiffahrt hinzu, der ab 1912 regelmäßige Rundflüge anbot. 1913 wurde die Genehmigung zur Errichtung eines "Flugstützpunktes" erteilt und nach der am 18. Juli 1920 erfolgten offiziellen Einweihung des Geländes als Flughafen
setzte eine rasante Entwicklung ein.
Bereits 1923 gründeten Henrich Focke und Georg Wulf die Focke-Wulf Flugzeugbau AG. Dort entstanden in den nächsten Jahren unter Federführung der beiden Freunde viele Flugzeugmuster. Georg Wulf starb bei einem Absturz während eines Testflugs im Jahr 1927. Henrich Focke wurde nach der Machtübernahme der Nationaltsozialisten aus seiner eigenen Firma gedrängt, da er keine Kampfflugzeuge bauen wollte.
Fortan arbeitete Focke an der Konstruktion des ersten Hubschraubers der Welt, der bereits 1936 auf dem Neuenlander Feld abhob. Bei der von ihm und Gerd Achgelis gegründeten Firma Focke-Achgelis sollte noch vor dem Krieg der Serienbau des zivilen Großhubschraubers FA266 beginnen. Das Unternehmen Focke-Wulf stand zu dieser Zeit bereits unter der Leitung von Kurt Tank, der so bekannte Flugzeuge wie die FW200 Condor oder die FW190 in die Luft brachte.
1934 gründete die Werft AG Weser ihre Flugzeugabteilung Weser-Flugzeugbau GmbH (kurz: Weserflug), die bis zum Ende des Krieges weitgehend Flugzeuge in Lizenz fertigte. Während des Krieges wurden Weserflug und Focke-Achgelis zwangsfusioniert.
Nach dem Krieg war der Flugzeugbau in Deutschland verboten. Im Flugzeugwerk Lemwerder sollten zunächst Fertighäuser gebaut werden, doch dann dienten die Hallen als Getreidespeicher. Erst 1956 begann dort der Flugzeugbau mit Lizenzfertigungen amerikanischer Militärflugzeuge.
Bei Focke-Wulf am Bremer Flughafen wurden stattdessen Güter des täglichen Bedarfs wie Öfen und Stahlbetten gebaut. Später gesellten sich Schiffsteile aus Leichtmetall hinzu. Bereits 1950 entstanden die ersten Segelflugzeuge Kranich III und Weihe 50. Ab 1957 wurde das Schulflugzeug Piaggio 149 in Serie gebaut.
Auch der Autokonzern Borgward wollte in den 50er Jahren Luftfahrt betreiben. Henrich Focke als Vater des Hubschraubers konstruierte für den Fahrzeugproduzenten einen Volkshubschrauber. Dieses Projekt endete mit dem Konkurs 1961.
1961 waren die beiden Bremer Flugzeugfirmen Focke-Wulf AG und Weserflug an der Gründung des Entwicklungsring Nord (ERNO) beteiligt, der Bremens Weg in den Weltraum ebnen sollte.
Bereits zwei Jahre später schlossen sich die beiden Bremer Flugzeugfirmen zu den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) zusammen. Die bekanntesten Flugzeuge dieser Zeit sind das erste Düsenverkehrsflugzeug Westdeutschlands, die VFW614 und der Senkrechtstarter VAK191. Mit den Erfahrungen aus dem Flugzeugbau entstanden bei VFW in Delmenhorst-Hoykenkamp unter anderem qualitativ hochwertige Wohnwagen und Ladebordwände.
In den 70er Jahren begann dann die Teilefertigung für den AIRBUS A300 und das Kampfflugzeug Tornado.
1981 fusionierte VFW mit MBB. In Bremen begann das Zeitalter der Flügelausrüstung für den AIRBUS und bei der Raumfahrtfirma ERNO wurde 1982 das erste Spacelab fertiggestellt.
Im Werk Bremen begann nach der Übernahme durch die Daimler-Benz-Tochter DASA im Jahr 1989 das Zeitalter ständiger Namenswechsel, ohne dass sich die eigentlichen Arbeitsinhalte der Flugzeugbauer entscheidend veränderten. Im Rahmen der Luftfahrtkrise Mitte der 1990er Jahre und des Sparprogramms DOLORES begann für den Standort Lemwerder mit seinen damals rund 1200 vornehmlich mit der Wartung beschäftigten Mitarbeitern eine wechselvolle Geschichte. 1994 wurde das Werk an ein privates Unternehmen verkauft und konnte nach massiven Entlassungen weiterhin mit der Wartung von Flugzeugen überleben. 2004 kaufte die EADS den Komplex zurück, um dort alle Wartungsarbeiten einzustellen, den dortigen Flughafen stillzulegen und mit 250 Mitarbeitern Komponenten
zu produzieren.
Im Gegensatz dazu steht die Erfolgsgeschichte des Standortes am Flughafen, der seit 2000 deutlich gewachsen ist und unter anderem neue Hallen für die Rumpfschalenfertigung des neuen Airbus A400M erhielt. Heute ist Bremen mit mehr als 3000 Mitarbeitern der zweitgrößte deutsche Airbus-Standort und gehört zur European Aeronautic, Defence and Space Company EADS, in der bis 2007 fast alle Luft- und Raumfahrtfirmen Europas aufgegangen sind.
Ein weiteres Bremer Raumfahrtunternehmen ist die 1985 vom ehemaligen ERNO-Ingenieur Manfred Fuchs gegründete OHB-System AG.
Selbst die Bremer Hochschulen ließen sich von diesen Aktivitäten anstecken: An der Universität Bremen entstand Ende der 80er Jahre das Fallturm-Großlabor. Viele zuvor nur in der Schwerelosigkeit des Weltraumes durchführbare Experimente können seitdem bis zu einer Dauer von etwa 10 Sekunden auf der Erde stattfinden.
Alles in allem hat sich in der Hansestadt innerhalb von weniger als 100 Jahren ein erstaunliches Know-how im Bereich Luft- und Raumfahrt angesammelt. Aus den "Basteleien" von Henrich Focke und seinen Freunden sind hochinteressante
Arbeitsplätze für mehr als 10 000 Menschen entstanden und nicht wenige Konstruktionen aus der Hansestadt haben Weltgeltung erlangt.